Vor 25 Jahren war die Welt eine andere, und wir beide, mein Mann und ich auch. Wir waren nicht mehr ganz jung bei der Hochzeit, Mitte dreißig…ich war schon verwitwet und er hatte schon Erfahrungen mit Langzeitbeziehungen. Und doch war es für uns sonnenklar: wir geben uns dieses Versprechen für unser ganzes Leben, Scheidung ist keine Option. Wir werden alles meistern, was kommt und so Gott will zusammen alt und gebrechlich werden.
Kann man denn so etwas versprechen, noch dazu vor allen Hochzeitsgästen, Verwandten und Freunden? Die Heiratsurkunde ist mehr als ein Papier, von außen schaut es vielleicht gleich aus wie eine Partnerschaft, aber innen drin ist die Dynamik eine andere. Diese Entscheidung, durch diese eine Tür zu gehen, schließt alle anderen Türen und nimmt die Unsicherheit und Ambivalenz weg. Jede und jeder sucht nach einer verlässlichen Liebe und dieses Versprechen ein für alle Mal vor Zeugen beeinflusst unsere Zukunft stark. Bei der Hochzeit bekommen wir Anerkennung und Unterstützung von allen Freunden, dass diese Entscheidung gut ist und fassen einen Plan für unser weiteres Leben, in guten und schlechten Zeiten zusammenzuhalten. Mit unserer ganzen Entschlossenheit werden wir dieses Ziel verfolgen.
Nicht weil die Gefühle in all den Jahren nicht mal auf und ab gegangen sind. Nicht weil wir dieselben geblieben sind wie damals, sondern uns als Persönlichkeiten weiterentwickelt haben, nicht immer vorhersehbar und nicht immer zum Wohlgefallen des anderen, und obwohl manche Wesenszüge stärker hervorgetreten sind und störende Gewohnheiten sich nicht ausmerzen haben lassen…
Das alles ist es nicht, was wir jetzt feiern. Wir haben diesen Bund der Treue gehalten, wir haben einander immer an die oberste Stelle gesetzt und dem gemeinsamen Wohl der Familie Vorrang eingeräumt vor allen anderen Entscheidungen beruflicher oder persönlicher Art. Wir haben den Bund vor und mit Gott geschlossen und seine Hilfe in schweren Zeiten von Krankheit, Verlust und Misserfolgen erfahren. Unter seiner Führung und Leitung wollen wir hinein in die nächsten 25 Jahre segeln. Seine Liebe ist der Wind in unseren Segeln.
Und wir haben erlebt, dass man auf keinen Fall mit dem Feiern 25 Jahre warten soll. Ganz im Gegenteil – jeden Anlass zum Feiern sollen wir nutzen, jeden Jahrestag, jeden Geburtstag, jeden Erfolg, jede Erinnerung, jeden Urlaub, und am besten jeden Monat sollen wir gemeinsam feiern. Nehmen wir uns Zeit dafür, alles Schöne und jede Freude hervorzuholen, dankbar zu sein und das Negative bewusst loszulassen.
Es gibt genug Gründe, warum das Feiern gerade nicht passt – schlechtes Wetter, Krieg, Geldnot, Stau, Sorgen oder Schnupfen…wenn wir darauf warten, dass alles in Ordnung kommt, werden wir vergebens warten. Lasst uns vorher feiern, auch Vorfreude kann ein Anlass sein, Vorfreude auf dann, wenn die Krise vorbeisein wird und die anstehende Herausforderung geschafft sein wird. Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken, sagte schon Goethe.
Feiern wir, dass wir zusammen wachsen an unseren Aufgaben.
Feiern wir, dass wir einander haben in Schwierigkeiten.
Feiern wir in den glücklichen Zeiten, die Zeit vergeht schnell.
Feiern wir, unter allen Umständen!