Sich-Auseinanderleben ist nicht schwer; man muss nur gewisse Dinge unterlassen. Sich-Zusammenleben ist herausfordernder. Denn man muss aktiv werden und gerade die Dinge tun, die einer Entfremdung vorbeugen. Das zahlt sich aus.
Die Faktoren zum Auseinanderleben sind schnell aufgezählt.
Sie haben alle mit Unterlassungen zu tun: Sie müssen nur aufhören, Zeit miteinander zu verbringen und ehrlich und aufrichtig miteinander zu reden; nur nicht aufhören zu schmollen und zu grollen. Gehen Sie sich aus dem Weg und suchen Sie sich mehr und mehr eigene Aktivitäten, als Gemeinsamkeiten zu pflegen. Unterlassen Sie es, Komplimente zu machen und nette Überraschungen zu arrangieren. Lassen Sie sich gehen, was Gewicht, Kleidung, Hygiene betrifft. Und begeben Sie sich auf erotische Phantasiereisen – ohne Partner.
Das Sich-Zusammenleben geht den umgekehrten Weg und bemüht sich, die Unterlassungssünden des Sich-Auseinanderlebens zu vermeiden. Jedes Paar – ob jünger oder älter – kommt in den Verschleißprozess des Sich-Auseinanderlebens. Das bringt der Alltag mit sich. Dann geht es nicht ohne Ziele, um Pep in der Beziehung zu bewahren.
Wie wollen Sie in fünf Jahren miteinander leben? Wie werden Sie miteinander umgehen, wenn die Silberhochzeit ansteht und danach?
Sich-Auseinanderleben ist nicht schwer; man muss nur gewisse Dinge unterlassen. Sich-Zusammenleben ist herausfordernder, denn man muss aktiv werden. Als jüngeres Paar schaut man häufig auf die älteren und fragt sich, wie wird das einmal mit uns werden? Werden wir noch treu zusammenstehen? Wird alles nur noch Routine, werden Romantik und Sex eingeschlafen sein?
Bei der Beobachtung mancher älterer Paare kann man nicht gerade viel Hoffnung schöpfen. Umso inspirierender ist es, einem lang verheirateten Paar zu begegnen, das wertschätzend und humorvoll miteinander umgeht. Den Humor im Alter bewahren kann man sich aber nur, wenn man versöhnt mit seiner Vergangenheit lebt und nicht verbittert. Das Leben verläuft nicht immer fair. Es kann viele Schicksalsschläge und tiefe Enttäuschungen geben. Nur gut, wenn man dann Freunde hat, die einen beraten und tragen können; wenn Gottes Nähe und Trost einen wieder aufrichtet.
Ein Paar braucht unbedingt Beziehungen über seine Ehe hinaus: einen Freundeskreis und die Beziehung zu Gott, wo man auch zusammen betet und geistlichen Austausch pflegt.
Wie ist es mit dem Eins werden?
Da gibt es falsche Ideale – etwa, dass man mit zunehmender Einheit einander immer ähnlicher werde, immer mehr Gemeinsamkeiten hätte und fast zu einer Persönlichkeit würde. Nein, jeder sollte seinen Begabungen gemäß seine eigene Persönlichkeit entwickeln dürfen, dabei aber möglichst auch gemeinsame Ziele verfolgen. Das zeichnet ein gutes Eheteam aus! Dazu gehören neben Familie und Beruf auch Hobbys und ehrenamtliche Tätigkeiten in Gemeinde und Gesellschaft – für jeden allein und gemeinsam.
Liebe und Romantik leben von Nähe und Distanz!
Wenn man immer nur zusammensteckt und alles gemeinsam machen will, hat man sich nicht so viel zu erzählen. Es fehlt auch das Prickeln, das sich beim Wiedersehen einstellt. Schlussendlich ist aufrichtige Freundschaft die tragende Säule einer dauerhaften Beziehung. Freundschaft, die sich in gemeinsamen Freizeitaktivitäten bewährt; Freundschaft, die von niveauvollen und geistlichen Interessen und Gesprächen gekennzeichnet ist; Freundschaft, die den anderen trägt und unterstützt. Diese Freundschaft ist der Nährboden für die Romantik, die solch ein Paar umgibt.
Es hat Claudia und mich, als wir jung verheiratet waren, fasziniert, einem solchen Paar zu begegnen. Wie angenehm hat es uns berührt, wie sie noch Händchen hielten und liebevolle Blicke austauschten! Das hat uns die Sorge vor dem Älterwerden genommen. Wir wollten später auch ein solches exotisches Paar sein.
Was ist das Geheimnis des Sich-Zusammenlebens?
Zu allererst der feste Vorsatz, einander treu zu bleiben und dafür auch Opfer bringen zu wollen. So, wie wir es am Traualtar versprochen haben: für gute und schwere Tage! Denn nicht immer läuft es so, wie man es sich erträumt hat: was Kinder betrifft, den Beruf, die Gesundheit, das Aussehen und den Sex.
Wenn ich stets meine eigenen Interessen und Wünsche in den Vordergrund stelle, wird es unweigerlich zu Enttäuschungen kommen. Da ist es besser, sich an die Weisung des Apostels Paulus an die Philipper zu halten: „Macht meine Freude vollkommen und haltet entschlossen zusammen! Achtet einer den anderen höher als sich selbst. Sucht nicht euren eigenen Vorteil, sondern jeder soll sich auch die Anliegen des anderen zu Eigen machen.“ (Philipper 2, 2-3). Dieser Vorsatz führt dazu, dass Missstimmigkeiten, Verletzungen und Enttäuschungen nicht unter den Tisch gekehrt, sondern offen angesprochen werden.
Erfolgreiche Paare zeichnet eine gute Kultur des Streitens und Versöhnens aus. Allerdings bringen die wenigsten diese Fähigkeit von sich aus mit. Faires Streiten muss gelernt und immer wieder geübt werden.
Weitere Stichworte für das Sich-Zusammenleben sind Großzügigkeit und Humor – besonders, was die kleinen Macken und Unterschiede im Blick auf den Anderen betrifft. Anstatt sich auf dessen Schwächen zu fixieren und ständig darauf herumzuhacken, lernt man, ihn zu nehmen, wie er ist.
Wenn man sich als Ausgleich seine eigenen Macken ehrlich vor Augen führt, kann man über sich selbst und den anderen schmunzeln.
Neulich saßen Claudia und ich mit einem agilen über 80jährigem Paar zusammen. Wir amüsierten uns über ihren Diskussionsstil, wie jeder einzelne über sich selbst nachdachte, wie sie sich stritten und sich gegenseitig stehen ließen – und dabei Humor und Wertschätzung zeigten.
In jedem Menschen liegt eine tiefe Sehnsucht nach Gemeinschaft und Wertschätzung.
Deshalb sagt Gott schon bei der Schöpfung: „Es ist nicht gut für den Menschen allein zu sein!“ (1.Mose 2, 18). Die Ehe ist der ideale Ort, wo zwei unterschiedliche Menschen sich finden und sich gemeinsam auf den Weg des Sich-Zusammenlebens machen. In welcher Phase Ihrer Ehe Sie sich jetzt auch befinden, setzen Sie die richtigen Prioritäten. Gehen Sie die richtigen Schritte, um die Krönung eines erfüllten Lebens ausschöpfen zu können: eine lebenslange Gemeinschaft mit dem Menschen, der Sie am intensivsten kennen und lieben gelernt hat.