Untreue beginnt lange bevor es zu körperlichen Begegnungen kommt, man spürt meist schon früher eine seelische Verwicklung, die als emotionale Untreue gesehen werden kann. Emotionale Untreue hat drei charakteristische Merkmale: Geheimnistuerei, erotische Funken (auch wenn nicht ausgelebt) und seelische Intimität. Wenn ein Mann und eine Frau gute Freunde sind, gerne zusammen und „auf der gleichen Wellenlänge“ sind und sich erotisch angezogen fühlen, dann könnten die Hochzeitsglocken klingen, falls sie beide Singles sind. Aber wenn einer oder beide schon verheiratet sind, dann sollten die Alarmglocken läuten!
Affären fangen oft ungeplant an. Die Hauptarena, in der Affären entstehen, ist heutzutage der Arbeitsplatz. Die meisten berufstätigen Menschen verbringen mehr Zeit mit ihren Arbeitskollegen als mit ihren Ehepartnern. Kein Wunder, dass sich eine Beziehung mit der Zeit langsam von Arbeitskollegen zu Freunden entwickelt, und so ganz nebenbei, ohne dass sie es merken, wachsen zwei Menschen zusammen. Das ist ganz normal und natürlich, und nicht an sich verkehrt. Nur sollte sich eine verheiratete Person bewusst sein, wo die Gefahren liegen.
Shirley Glass malt in ihrem Buch „Psychologie der Untreue“ dazu ein hilfreiches Bild von „Fenstern und Schutzmauern“: In einer gesunden Ehe halten wir unserem Partner gegenüber Fenster unserer Seele offen. Wir erzählen einander Dinge, die wir sonst niemandem erzählen würden. Hingegen zur Außenwelt hin richten wir Schutzmauern auf, vor allem wenn es um das andere Geschlecht geht. Dadurch bewahren wir unser Herz für unseren Partner.
Aber manchmal werden Fenster und Schutzmauern verwechselt! Wir öffnen Fenster nach außen zu anderen Menschen und bauen Schutzmauern in der Ehe auf. Wenn mein „Freund“ mehr über meinen seelischen Zustand und meine Ehe weiß als mein Ehepartner über meinen Freund, dann befinde ich mich in gefährlichen Gewässern. Falls ich unsicher bin, ob die Situation wirklich ernst ist, kann ich mich kurz durch folgende Fragen prüfen:
- Rede ich über persönliche Angelegenheiten mit meinem Kollegen/Freund, egal ob es positive Dinge sind wie meine Freuden und Hoffnungen oder negative wie mein Frust, meine Ängste und Sorgen?
- Merke ich, dass ich kein Bedürfnis mehr habe mit meinem Ehepartner über mich zu reden, weil die Austauschzeit mit meinem Kollegen/Freund so befriedigend war?
- Berühren wir, mein Kollege/Freund und ich, uns anders in der Öffentlichkeit, als wenn wir alleine sind?
- Würde es mir etwas ausmachen, wenn mein Partner wüsste, worüber wir miteinander sprechen und wie wir mit einander umgehen?
Obwohl eine glückliche Ehe keine Garantie gegen Versuchungen ist, wird eine gesunde Beziehung doch einen gewissen Schutz bieten. Umgekehrt gibt es versteckte Problemfelder, die eine Ehe besonders verwundbar machen können. Dazu gehören:
- Auf Kinder fokussierte Ehe: Das Paar begegnet sich nur noch als Mama und Papa und konzentriert sich auf die Kinder. Die Partner haben ganz vergessen, dass sie abseits des Elternseins noch eine Identität als Ehepaar und Geliebte und Freunde haben.
- Unvereinbare sexuelle Interessen: Wenn eine Person in der Ehe immer „hungrig“ und sexuell unbefriedigt unterwegs ist, ist das eine Gefahr für die Ehe. Die Partner sollten ihre unterschiedlichen sexuellen Bedürfnisse und Wünsche wahrnehmen, ansprechen und neue Wege finden, die beide zufriedenstellen.
- Mangel an gemeinsamen Interessen: Es gilt einige Aktivitäten und Interessen zu finden, die beide Partner gerne tun. Gemeinsame Hobbys oder einfach miteinander Spaß haben, verbindet.
Wenn wir unsere Ehe schützen möchten, dann müssen wir drei wichtige Dinge wissen:
- Jede Frau, jeder Mann kann sich in eine andere Person verlieben, wenn die richtige Situation, der passende Augenblick und der entsprechende Gemütszustand zusammentreffen.
- Es ist nicht ratsam, Eheprobleme mit jemandem vom anderen Geschlecht zu diskutieren, vor allem, wenn diese Person altersmäßig ein potentieller Partner sein könnte.
- Es ist wichtig, die eigenen Fenster und Schutzmauern in und um eine Beziehung genau zu beobachten.